Kolumne: Das Wort genug

Life is good

Genug

Ich habe einen wunderbaren Text zum Wort genug gelesen, der meine Gedanken in Bewegung bringt. Aus dem Text lerne ich, dass Ge- nicht mehr als ein Präfix ist, in Verbindung mit Verben, Substantiven und manchmal Adjektiven vorkommt. Nug hat seine Wurzeln im Germanischen, vielleicht ursprünglich auch im Lateinischen und soll heißen „erreichen, erlangen“.

Schön. Verstanden.

Ich werde ab heute nie wieder dieses schöne kurze Wort, dass eine unendlich große Bedeutung hat, schmälern, indem ich ein genügend daraus mache.

Es wäre dadurch nur gefährlich nah an einer Verbindung mit seinem Gegenspieler ungenügend.

Und ich lerne in dem Text, dass genug niemals genuger oder gar am genugsten werden kann. Denn von genug gibt es weder einen Komparativ (vergleichend) noch einen Superlativ (übertreffend). Wunderbar.

Genug ist sich selbst genug

Es braucht kein am genugsten, noch nicht mal ein genuger.

Und wenn ich mir selbst genug bin, habe ich mich selbst erreicht, bin eins mit mir. Es geht also nicht darum, andere auszuschließen, außenvorzulassen. Es geht darum, sich selbst wahrzunehmen, mal für einen Moment sich selbst wichtig zu nehmen. Viel zu selten frage ich mich: Will ICH das? WILL ich das? Und will ich DAS? Viel zu häufig nehme ich mich zurück, um den anderen nicht zu nerven, den anderen nicht zu unterbrechen, den anderen nicht in Verlegenheit zu bringen, nicht Kompromisse finden zu müssen, nicht argumentieren zu müssen.

Und wenn man sich selbst genug ist, dann braucht es in diesem Moment nichts, gar nichts.

Ich sitze dann ganz ruhig auf dem Boden und lausche der Stille oder stehe am Fenster und schaue in den Himmel oder laufe meine Runde durchs Moor und spüre meinen Muskeln dabei zu, wie sie mich durch die Welt tragen. Diese Momente sind selten.

Und wenn dann ein solcher Moment gekommen ist, bin ich dankbar. Das ist schon genug.

Und dann gibt es Tage, an denen denke ich, sobald die Kinder aus dem Haus sind und zur Schule gehen, darüber nach, was ich koche oder backe – um dreiviertel acht in der Früh! Und dann schaue ich in die Zeit, wenn die Kinder ausgezogen sind, und befürchte, eine der Frauen zu sein, die morgens um Neun mit dem Mittagessen Kochen beginnen. Eine der Frauen zu werden, bei denen es schon um halb elf nach Braten oder Kuchen duftet. Dann habe ich ganz plötzlich genug von dieser Vorstellung und dem alltäglichen Driss.

Bereits erschienene Beiträge zu dieser Serie:

Gedanken einer Frau
Jahreswechsel
ErINNERung
Brief an meine Mutter

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