Kolumne – Gedanken einer Frau: ErINNERung

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Eine Er-lNNER-ung hat etwas mit deinem Inneren zu tun, ist damit untrennbar verknüpft. Das habe ich letztens gelesen und war ganz baff. Und dann kamen diese Gedanken dazu:

Eine ErINNERung ist eine eigenartige Sache. Es ist ein Erlebnis, das besondere Gefühle in dir ausgelöst hat und daher immer mit deinem Herzen verbunden bleibt. Irgendein Impuls löst glücklicherweise irgendwann den Gedanken daran aus, gibt einen Anstoß, und dadurch kommt dir die Erinnerung an das Geschehene „wieder in den Sinn“. Eine ErlNNERung ist immer etwas persönliches. Die Frage ist: Kannst du deine ErINNERung mit jemandem teilen? 

Hmmm, der andere muss ebenfalls intensive Gefühle bei demselben Ereignis oder einem anderen Ereignis empfunden haben oder bei deinen Erzählungen über deine Erinnerung empfinden, sonst wird er sich nie erINNERn.

Es wird aber in jedem Fall immer nur deine ErlNNERung bleiben, da sie mit deinem Inneren verbunden ist und mit deinem Inneren verwurzelt bleibt. Deshalb kann man eine Erinnerung nie wirklich teilen, sondern andernfalls mit seiner ErlNNERung den Anstoß beim anderen für eine eigene ErlNNERung geben.

Aber muss man jetzt darüber traurig sein, dass man eine ErlNNERung nicht wirklich teilen kann? Nein, ich denke nicht. Man kann auf eine herrliche Weise durch das Teilen einer ErlNNERung besondere Gefühle in anderen auslösen, ja sogar den Wunsch in anderen wecken, auf die Suche nach einer ähnlichen Erfahrung zu gehen, die ähnlich tiefe Gefühle erschafft, die zu einer eigenen Erinnerung werden.

Und es kommt noch eine Wahrheit dazu: Es ist leider nie so, dass du dich an das Erlebnis selbst erinnerst, sondern nur an die letzte Erinnerung daran. Eine ErINNERung ist immer nur eine ErINNERung an die letzte ErINNERung. 

Daher verblassen die Erinnerungen mehr mehr und dein Geist blendet dich, indem er dir nur die schönen Seiten des Ereignisses bildhaft erscheinen lässt. Manchmal denkt er sich neue Sachen hinzu, schummelt ein bisschen was dazu; man erinnert sich dann falsch. Und meist sind es die weniger guten Dinge. Deine Schmerzen auf den letzten km des Marathons waren damals da, tun aber heute nicht mehr weh. Die Erinnerung daran verblasst. Den Stolz an oder hinter der Ziellinie kannst du dagegen heute noch gut nachvollziehen. Was für eine Blendung! Und wenn die Impulse in der Zukunft immer weniger werden, wird auch die ErlNNERung an die guten Momente, wie zB den Stolz verblassen.

Sollten wir nun darüber traurig sein? lch denke auch hier: nein sollten wir nicht. Denn man kann ErINNERungen pflegen, immer wieder mal INNe halten, achtsam äußere Impulse wahrnehmen und im Gedächtnis nach ErlNNERungen kramen, vor allem dann, wenn man sich neuen Herausforderungen stellen will, zögert und nicht weiß, ob man scheitern wird. Dann ist es gut, sein INNERstes herauszukehren, sich in der ErlNNERung an frühere Erfolge zu suhlen und Mut daraus zu schöpfen.

lch erlNNERe mich an die schlechten km meines Marathons (km 35 bis 41) bei jedem schlechten Training, wenn das Knie oder die Wade zwickt, der innere Schweinehund zum Abkürzen überreden will, die Luft nicht gut fließt – kurzum weil es alles andere als läuft wie geschmiert. Genau dann fällt mir wieder ein, wie es war ab km 35, ab dem ich mehr ging als ich lief, meine Freundin anrief, die schon längst im Ziel war, weil ich Zuspruch brauchte. Dann nehme ich diese ErlNNERung und lass mich von der Gewissheit tragen, dass ich auch einen schlechten Lauf beenden kann und stolz drauf sein darf. Weil es eben dazugehört, das Hadern und Zögern. Meiner ErlNNERung sei Dank.

Zum Start der Kolumne geht es HIER entlang.

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Erinnerung einer Frau


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