Augen zu und durch
Wie ich manchmal an mir zweifel
Ich habe zwei wundervolle Mädchen. Sie sind gesund. Sie sind gerne gesehen und finden schnell Anschluss. Ich habe ein Haus mit Garten. Ich habe einen Ehemann. Ich habe Freunde und viele Bekannte. Meine Eltern leben noch. Doch mir fehlt der Job.
Aber ist das wirklich der Kern alles Übel? Ist das der Grund für meine Gefühlsschwankungen? Für meine guten Tage sowie für meine schlechten Tage? Ist es der Grund für meine Selbstzweifel? Zweifel über den Sinn des Lebens? Zweifel, ob ich eine gute Mutter bin?
Ich bin nicht alleinerziehend – oder doch?
Momentan lese ich viele Artikel, die sich mit Alleinerziehenden und der fast unmöglichen Frage nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf befasst.
Alleinerziehende haben es schwer, keine Frage, aber manchmal lese ich aus den Texten raus, dass man sich ja nicht mit ihnen vergleichen darf – denn man hat ja einen Partner. Ich finde das nicht fair. Aber wenn man seine Meinung äußert, dann kommt immer die selbe Antwort „sei doch erstmal alleinerziehend, dann weißt du, wie das ist“. Ich bezweifel nicht, dass es schwerer ist, nur nehmt bitte auch uns ernst, wenn wir sagen, es ist schwer. Denn ich habe auch die Kinder von sieben bis 19 Uhr. Ich organisiere mein Leben und das der Kinder. Ich mache den Haushalt, ich schmiere Brote, pflege Kontakte und mache die Verabredungen. Ohne mich wären wir alleine. Ganz alleine. Wir würden die Wochenenden auch alleine sein. Diese Kontaktpflege kostet Kraft. Viel Kraft. Und Zeit.
Am Wochenende habe ich einen Partner. In der Zeit geht er Verpflichtungen nach, die unter Woche auf der Strecke bleiben. Und ich habe die Kinder.
Die Vereinbarkeit
Zurück zum Ausgangspunkt dieses Posts. Meine Arbeitslosigkeit. Ich habe schon einmal darüber geschrieben, als mir am ersten Tag nach meiner Elternzeit gekündigt wurde. 3 Monate musste ich meine Zeit absitzen, hatte kaum mehr was zu tun. Wisst ihr, wie frustrierend das ist, wenn man so dasitzt und sitzt und sitzt? Man kommt ins Grübeln. Man schaut nach neuen Stellen. Mittlerweile habe ich dutzende Bewerbungen geschrieben. Stellen, auf die ich 100 Prozent passe, aber ich werde nicht eingeladen. Mein Lebenslauf ist stringent. Ich bezeichne mich als High Professional. Bringt mir nur nichts, denn ich bin MUTTER von zwei kleinen Mädchen. Dreimal stand ich kurz vor der Ziellinie, ich dachte, den einen Job habe ich bestimmt.. tja, nein. Ich möchte einen meinen Fähigkeit entsprechenden Job und eine gerechte Bezahlung, in TEILZEIT. Wenn ich mich unter Wert verkaufe, aber doppelt so viel leiste, dann könnte ich wohl arbeiten. Aber ich kann mehr! Ich weiß, was ich wert bin.
Scheitern
Ich scheiter momentan auf ganzer Linie. Mein Geduldsfaden ist dünn. Ich schreie, auch mit meinen Kindern. Kleinigkeiten bringen mich auf die Palme. Wie die Nähmaschine, die mir einen blöden Unterfaden nicht hochholt. Die Welt geht unter. Ich bin alleine. Keiner ist da. Ich scheiter an kleinen Dingen. Mir fehlt die Wertschätzung. Der Erfolg. Mein Erfolg. Nicht der als Mutter.
Trotzdem freue ich mich über das Lachen meiner Kinder. Für sie bin ich da. Immer. Für sie werde ich weiter nach der Vereinbarkeit suchen. Mich nicht unterkriegen lassen. Und ein Vorbild sein. Wissen was man will und danach streben. Sich nicht unter Wert verkaufen.
Es kommen auch wieder gute Tage. Wir Eltern kennen das ja. Es sind alles nur Phasen!
Bis bald
eure Isa
4 Kommentare
Liebe Isa,
Du bist mit diesen Gedanken keineswegs allein. Du sprichst mir aus dem Herzen. Danke, dass Du das mal öffentlich ansprichst. Ich sage immer über mich, dass ich alleinerziehend mit Mann bin. Und ich habe das Gefühl nie richtig mit allem zufrieden zu sein. Meine Kinder sind gesund und wunderbar, mein Mann auch und wir haben wirklich viel und können uns eine Menge leisten. Doch so richtig glücklich bin ich nicht. Danke, das auch ich mich nicht mit diesen Gedanken allein fühle und das dies auch durchaus legitim sind. Vielleicht stehen sie für neue Wege und neue Ideen/Ufer um weiterzugehen. Und in Bezug auf die Jobangebote sag Dir immer, dass das für Dich wirklich passende einfach noch nicht dabei gewesen ist. Es soll einfach so sein. Liebe Grüße Janet
Liebe Janet,
lieben Dank für deinen Kommentar. Es ist gut zu wissen, dass auch andere Mütter so empfinden. Man fühlt sich so in die Enge getrieben, dass man an sich selbst zweifelt, ob es an einem selbst liegt, dass man das Leben mit Kindern/mit Ehemann so empfindet.
Liebe Grüße
Isa
Liebe Isa,
nein, Du bist nicht allein mit Deinen Gedanken. Es ist nie alles perfekt, auch wenn es objektiv so scheint. Ich werde nie vergessen, wie meine Schwiegermutter zwei Wochen nach der Geburt meines ersten Kindes sagte: “Du musst doch glücklich sein, Du hast doch so ein tolles Baby!“ Da saß ich, das süßeste Baby der Welt in meinen Armen, seit der Entbindung nicht geschlafen, das T-Shirt vollgespuckt mit Milch, mit Tränen in den Augen und dachte: “Ja, aber…“ Was ich damit sagen will: Jeder hat ein Recht auf sein “ja, aber…“, und es verdient Respekt, vor allem, wenn man sich traut, es auszusprechen. Ich kenne Deine Zweifel, Dein Gefühl, alles alleine zu wuppen. Auch ich brülle meine Kinder an und weiß gleichzeitig, dass ich total ungerecht bin. Wir sind halt alle nur Menschen. In diesen Zweifler-Momenten zwinge ich mich, gut zu mir zu sein. Etwas nachsichtiger mit mir selbst. Ich erinnere mich selbst daran, dass ich mein Bestes gebe, jeden Tag aufs Neue. Es ist gut, dass ich mein Verhalten reflektiere, aber es hilft mir nicht,wenn ich mich selbst fertigmache. Nein, Du hast es nicht einfach, und ich wünsche Dir, dass bald der Job um die Ecke kommt, der genau für Dich gemacht ist…. bis dahin… soll ich mal ein ernstes Wörtchen mit Deiner Kleinen reden, damit sie Dich wenigstens mal schlafen lässt? 😉 Liebe Grüße, Karine
Danke, liebe Karine! Deine Worte tun gut!