Buchvorstellung Reiseführer: Stadtabenteuer HAMBURG

Über den Autor:

Matthias Kröner schreibt heute in diesem Gastbeitrag über einen Reiseführer der anderen Art. Als Autor hat er die schönste Stadt auf Herz und Nieren geprüft. Um dieses Stadtabenteuer lebensecht zu machen, hat sich der in Lübeck wohnende Journalist mit Ex-Obdachlosen unterhalten, Seitenkanäle der Alster durchrudert und ist mit Frau Hedi über die Elbe getanzt.
 
Wir als Hamburger sind wirklich begeistert. Denn selbst wir haben sehr viele Dinge, die Matthias schildert, so noch nicht erlebt oder gesehen. Lest mal rein und schaut euch auch die anderen Stadtabenteuer an. Es sind viele tolle Städte dabei.
 

Häng keine Wäsche raus, wenn die Kreuzfahrer da sind! 

Auf einem leicht schwankenden Ponton des City-Sporthafens, zehn Fußminuten von den Landungsbrücken entfernt, stehe ich vor der »Thomas Ehlers«, einer Barkasse, mit der schon die Werft- und Hafenarbeiter zu ihren Arbeitsplätzen geschippert wurden, und warte. Zunächst sieht es so aus, als wäre ich der einzige Fahrgast. Dann finden sich doch etwa 20 Personen ein, darunter einige junge Schweizer und noch jüngere Reeperbahnbesucher, einige Paare um die 40 und sogar eine Familie. Wir wollen die (Gegen-)Wahrheiten des Hamburger Welthandels kennenlernen. »Dafür steuern wir Hafenbereiche an«, verspricht unser gut informierter Guide, »die man sonst nie zu Gesicht bekommt.« Es geht darum, den Handelserfolg gegen den Strich zu erzählen. Einige versorgen sich mit einem Flensburger aus der Kühlbox und bezahlen in eine »Kasse des Vertrauens«. Danach »parkt« die »Ehlers« aus.

Die alternativen Hafenrundfahrten mit der Hafengruppe Hamburg

Im historischen Teil des Hafens nahe der Deichstraße stoßen wir auf einen alten Hamsterrad- Kran. Den einzigen, den es bis 1850 gab. »Männer aus Zucht- und Arbeitshäusern mussten ihn antreiben.« Später werden wir an einer Bootsrampe (»Slipway«) vorbeikommen, auf der man Schiffe mit Pflöcken befestigte. »Das Wegschlagen des letzten Holzstücks war lebensgefährlich.« Deshalb wurden Gefangene dafür angeheuert, die lebenslängliche Haftstrafen zu verbüßen hatten. »Entweder waren sie hinterher frei – oder tot.« Die eigentliche Tour beginnt nach der Elphi. Manchmal schaukelt es wild, als wollte uns die Elbe vorbereiten auf das, was noch kommen wird. Eine der Stationen ist der Reiherstieg. Er gilt als schmutzigster Kanal des Hafens. »Eine Kaffeetasse vom Grund hat genügend Stoff, um einen umzubringen.« Aber die Firmen haben reagiert, wie unser Guide gelassen anmerkt. »Die Rohre zur Einleitung der Gifte und Schwermetalle sind jetzt tiefer versenkt. So kommt man nicht mehr an sie heran …« Auf dem Weg zur Köhlbrandbrücke erreichen wir das zweite Kreuzfahrtterminal, das inzwischen mit Landstrom versorgt wird. Da der Schiffsdiesel noch immer günstiger ist, nutzen ihn die Reedereien eher nicht. Deshalb gilt in der HafenCity, wo das erste der drei Terminals steht: Häng keine Wäsche raus, wenn die Kreuzfahrer da sind!

Reisefuehrer Stadtabenteuer Hamburg
Michael Müller Verlag

Wenig später passieren wir mehrere ausgedehnte Schrotthalden – und erfahren: »Fast keine Schiffe werden mehr in Europa abgewrackt.« Die Schrottboote gelangen nach Indien, Indonesien, Bangladesch. Dort demontiert man sie ohne Arbeits- und Umweltvorschriften. »Nicht selten werden die Arbeiter von den Werkstücken erschlagen.« Von Elektroschrott, wie Kühlschränken, verwerten wir gerade einmal 40 Prozent nach Vorschrift. Der Rest geht woandershin. Zum Beispiel nach Westafrika. Dort wird nur ein kleiner Teil aufgearbeitet. »Kinder und Jugendliche versuchen, das Letzte aus den oft giftigen

Michael Mueller Verlag
Michael Müller Verlag

Stücken herauszuholen.« Dass der »Schrottschmuggel« und anderer Schleichhandel blühen, hängt auch damit zusammen, dass es nur 1 (!) Containerscanner in Hamburg gibt: bei knapp 9 Millionen Containerumschlägen pro Jahr … Der Kopf, denke ich, während die kleine Barkasse längst wieder auf dem Rückweg ist, muss uns ständig davon überzeugen, dass wir glücklich sind. Dabei ruht unser Glück auf dem Unglück anderer. Das ist keine linksgerichtete Ideologie. Es die Wirklichkeit einer Welt, die sich zeigt, wenn man die Augen aufmacht – und dieser etwas anderen Hafenrundfahrt beiwohnt.

Reisefuehrer Hamburg

Wenn man schon mal hier ist:

Wer weiter auf alternativen Wegen gehen will, kann sich das (Neue) Gängeviertel (siehe S. 124) ansehen. Etwas näher, nämlich 8 Gehminuten vom City-Sporthafen entfernt, liegen der Michel (siehe S. 123) und das Café Johanna (siehe S. 125). Auf dem Weg dorthin kommt man am Portugiesenviertel (siehe S. 126) vorbei.

Und hier geht es zum Reiseführer: Stadtabenteuer Hamburg 

oder direkt bei Amazon bestellen:

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von ws-eu.amazon-adsystem.com zu laden.

Inhalt laden

 

LIKE IT? PIN IT!

Der andere Reisefuehrer: Stadtabenteuer



Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben