Kolumne: Abenteuer Auswandern {Teil 5}

Auswandern mit drei Kindern –
Die erste Woche in Thailand {Teil 5}

Unser neues Leben

Es ist Samstagmittag als wir mit unserem Fahrer zu unserem
neuen Haus fahren, um die Schlüsselübergabe zu machen. Den Fahrer „samt Auto“ haben
wir für die ersten Tage in Thailand gemietet, denn der Verkehr ist uns etwas zu
chaotisch. Außerdem sind wir immer noch übernächtigt und desweiteren fährt man hier
auf der „falschen“ Straßenseite. Unsere Kinder sind ebenfalls noch müde, aber
sehr aufgeregt – ja sogar euphorisch. Darüber, dass wir ab heute ein Haus mit Swimmingpool
haben werden.

Die Verwalterin des Compounds, Nicky, wartet schon auf uns. Wir
sind angespannt, weil wir nicht wissen, was passiert, wenn wir bei dem Übergabetermin
etwas übersehen. Denn wir kennen unsere Rechte in Thailand ja gar nicht.

Ausgehandelt hatten wir, dass der Vermieter unseren Pool einzäunt,
damit unsere kleine wilde Charlotte nicht beim Spielen rein fällt. Und
tatsächlich, als wir das Grundstück betreten, fällt uns ein Stein vom Herzen,
denn unser Blick fällt sofort auf den versprochenen Zaun.

Also brauchen wir keine Angst mehr zu haben, dass Charlotte
beim Spielen versehentlich in den Pool fällt, während wir die Übergabe im Haus
machen. Und somit gibt es auch kein Halten mehr für unsere Kinder, so dass sich
die Drei sofort auf Entdeckungstour durch den Garten machen. Für Max, Richard
und Charlotte liegt ein Gefühl von Urlaub und Abenteuer in der Luft. Sie toben
um das Haus, sind begeistert von Palmen im Garten, von dem Pool, aber auch
davon, dass bald jeder sein eigenes Zimmer hat. Dazu muss man wissen, dass die
beiden Jungs in Hamburg nur ein gemeinsames Zimmer hatten und Charlotte noch
bei uns im Elternschlafzimmer schlief.

Auswandern nach Thailand mit Kindern
Pool in Thailand bei Regen

Unsere Bedenken, was die Übergabe angeht, verschwinden
innerhalb weniger Minuten, denn die Verwalterin, Nicky, ist unglaublich nett und
engagiert und nimmt uns die Sorge, dass wir etwas übersehen könnten. Es ist
verrückt, aber Nicky spricht sogar deutsch, denn sie ist halb Schweizerin /
halb Thailänderin. Sie versichert uns, dass wir sie auch morgen (am Sonntag)
anrufen können, wenn es irgendwelche Fragen oder Probleme gebe. Das Haus haben
wir möbliert gemietet und der Vermieter stellt uns sogar Bettdecken, Handtücher
und Geschirr zur Verfügung. Sobald unserer Umzugscontainer eintrifft, können
wir die geliehenen Sachen zurückgeben.

Als wir mit der Übergabe so gut wie durch sind, bittet uns
Nicky, den Kühlschrank zu öffnen und wir sind gerührt, denn dort stehen sechs
Flaschen alkoholfreies Bier. „Was ist denn hier los?“ Nicky erklärt uns, dass
Marcs Arbeitskollegen sie gebeten haben, das Bier in den Kühlschrank zu
stellen. Unglaublich: Wir ziehen ans andere Ende der Welt und im Kühlschrank steht
„einem Stück von zu Hause“ in einem noch fremden Haus.

Unser Haus ist für thailändische Verhältnisse ein Altbau (wir
schätzen das Alter auf 15-20 Jahre), denn die Häuser altern hier sehr schnell.
Nicky zuckt nur mit den Schultern, aber das genaue Alter des Hauses erfahren
wir nicht. Nur, dass Anne-Marie von Dänemark vor Jahren in unserem Haus gewohnt
habe und später der König von Bhutan, immer wenn sie in Thailand gewesen seien.
Deshalb hinge der Eigentümer besonders an diesem Haus. „Wirklich?“

„Kinder kommt zurück,
Schuhe anziehen!“

Dass die Kinder eine Erkundungstour durch unseren Garten
machen, nimmt Nicky zum Anlass, uns zu warnen: „Es gibt bei uns in Thailand giftige
Tausendfüßler und Ameisen, deshalb sollten eure Kinder besser Schuhe im Garten tragen.
Und ja, Schlangen gibt es hier auch. Wenn ihr eine seht, ruft einfach die
Security, die kümmern sich drum.“

Marc und ich rufen den Kindern hinterher: „Kinder kommt
zurück, Schuhe anziehen!“

Nachdem wir uns von Nicky verabschiedet haben, geht Marc noch
mit den Kindern im Pool planschen. Das Wasser ist herrlich! Ich verstaue in der
Zwischenzeit unsere Kleidung im Schrank.

Wir wussten, dass es nahe am Äquator schon früh, gegen 18:30
Uhr dunkel wird. Und da die Zeit wie im Fluge verfliegt, bricht auch schon bald
die Dämmerung herein. Während wir in der Küche stehen, fragt Marc mich, ob wir heute
im neuen Haus übernachten oder nochmals eine weitere Nacht im Hotel schlafen sollen.
Während ich darüber nachdenke, läuft ein kleiner süßer Gecko an unserer
Küchenwand entlang und versteckt sich so geschickt, dass wir ihn nicht mehr
finden. Geckos gibt es in Thailand überall. Aber im Haus? Das fühlt sich alles
doch noch zu neu und ungewohnt an. Und deshalb entscheide ich mich spontan für
eine weitere angenehme Nacht im Hotel, mit Frühstücksbuffet am Morgen.

Auch fürs Abendessen haben wir nichts da und hätten deshalb
in ein Restaurant fahren müssen; dann können wir auch gleich in Pattayazu
Abend essen und morgen im Hotel frühstücken.

Beschützerinstinkte

Sonntag morgens beim Frühstück im Hotel, beobachte ich meine Drei,
wie begeistert sie ans Büffet gehen, um sich eine Nudelsuppe zu holen. Sie sind
so gut drauf, als ob wir im Urlaub wären. Und in mir kommen Beschützerinstinkte
hoch. War das die richtige Entscheidung für uns? Werden die drei hier
glücklich? Wo kommen auf einmal meine Zweifel her? Denn eigentlich bin ich
überzeugt von unserem Schritt und habe die Jungs mit meiner Zuversicht
angesteckt. Mehr als einmal habe ich ihnen versichert: „Wir werden in Thailand
eine unvergessliche Zeit haben. Die Schule ist super und ihr werdet schnell
Freunde finden.“ Und deshalb sind unsere Jungs auch nicht besonders aufgeregt
darüber, dass sie morgen in eine andere Schule gehen, in der nur englisch
gesprochen wird.

Da die Geschäfte in Thailand auch sonntags geöffnet haben,
fahren wir vom Hotel aus noch Lebensmittel einkaufen, bevor wir endgültig in
unsere Wohnung einziehen.

Auch der Sonntag vergeht wieder wie im Fluge und Marc und
ich sind immer noch dabei, uns zu organisieren, damit wir morgen die beiden
Jungs pünktlich in der Schule abgegeben können. Müde sind wir immer noch und
deshalb gehen alle früh zu Bett. Ich schlafe heute Nacht bei den Kindern im
Zimmer, zum Kuscheln und auch damit alle schnell ein- und durchschlafen können.

Auswandern nach Thailand
SB-Fischtheke im Supermarkt

Gejetlagt in die Schule

Tatsächlich schlafen wir relativ gut im neuen Haus (Geckos
sind kein Problem mehr); trotzdem sind die Jungs übernächtigt. Es nützt nichts,
aber wir müssen sie wecken, denn heute beginnt der Ernst des Schullebens in
Thailand. Unsere Charlotte wird erst ab nächster Woche in den Kindergarten gehen.

Die Jungs werden am ersten Tag von uns gebracht und am
Nachmittag auch wieder von uns abgeholt. Bei Abholung erfahren wir von ihnen,
dass beide einen guten Tag hatten und sich wohl fühlen. Uns fällt ein Stein vom
Herzen!

Sogar zwei sehr nette Jungs aus unserem Compound sind in derselben
Klasse mit unserem Erstgeborenen und hatten schon im Vorwege gehört, dass er
kommt. Neugierig auf unsere beiden, kommen sie gleich am ersten Nachmittag nach
der Schule bei uns zu Besuch. Spielzeug haben wir ja noch nicht, denn unser
Container kommt erst in knapp 3-4 Wochen. Für die Kinder im Compound ist das
jedoch überhaupt kein Problem, denn das Spielen findet hier meist auf der verkehrsberuhigten
Straße statt. Auf einmal taucht ein Fußball auf und schon geht’s los.

Und ich hatte es doch gleich gesagt: „Alles wird gut!“

Fußball in Thailand

Mein Alltag

Während die Jungs am nächsten Tag wieder zur Schule und Marc
zur Arbeit muss, beginnt mein Alltag. Das Wichtigste, um dass ich mich kümmern
muss: Wo kaufe ich hier am besten Dinge des täglichen Lebens ein: z.B. eine Prepaid-Karte
fürs Handy, Kosmetika, etc… Tipps dafür, wo ich am besten Einkaufen gehen
sollte, hatte ich von der Frau von Marcs Vorgänger bekommen, aber
„durchwurschteln“ muss ich mich ganz alleine.

Gleich am ersten und zweiten Schultag lerne ich mehrere
Mütter kennen, die mir ihre Unterstützung anbieten und mir weitere Tipps geben.
Auch im Compound lerne ich rasend schnell viele nette und hilfsbereite Expats
aus aller Welt kennen. Als ob es einen Fragenkatalog gäbe, tauchen immer
dieselben Fragen auf. Und eine der ersten Fragen lautet, ob man direkt aus
Deutschland käme, oder ob man schon andere Aufenthalte in Delhi, Sao Paulo oder
den USA gehabt hätte. Bisher dachte ich, WIR wären die Abenteurer. Und auf
einmal stelle ich fest, hier sind alle so, oder noch krasser! Denn viele haben schon
andere Aufenthalte z.B. in den zuvor genannten Ländern hinter sich.

Die Welt der Maids ist
klein! 
Die Welt der Expats auch!

Die zweite Sache, um die ich mich kümmern möchte, ist eine
Maid (Putzfrau/Haushälterin). Eine Maid haben hier im Compound alle Familien. Bei
der Übergabe des Hauses teilte mir Nicky mit, dass eine Anwohnerin aus dem Compound,
ohne mich gesehen zu haben, mir bei der Eingewöhnung an die neue Situation in
Thailand behilflich seien wolle. Sie wolle mir sogar ihre Maid „vererben“. Es
würde ihr nicht leicht fallen, diese gehen zu lassen, denn die beiden wären ja
mittlerweile auch befreundet. Aber da sie ja eh in einem halben Jahr gehen
wolle, suche sie für ihre Maid schon jetzt einen neuen Job. Da stimmt doch
irgendetwas nicht: Warum will sie ihre Maid gehen lassen, bevor sie abreisen?

Trotzdem kontaktiere ich die Maid und sie stellt sich auch
tatsächlich gleich am nächsten Tag bei mir vor. Gleich eingangs sagt sie, ihr
wäre der Verdienst am Wichtigsten und eigentlich hätte sie nicht viel Lust zu
putzen. Das ist aber ungünstig: „Ein Putzfrau/Putzhilfe, die nicht Putzen will!“

Ich soll mich telefonisch bei der Maid melden, wie ich mich
entscheide. Noch am selben Abend ruft mich die Frau von Marcs Vorgänger an und
empfiehlt mir eine andere Maid, die ich mir unbedingt ansehen solle. Diese zweite
Maid könne allerdings erst in einem Monat bei mir anfangen, da sie zur Zeit
noch eine Stelle bei einer anderen Familie hat, bei der sie aber nicht
glücklich ist.

Ich kontaktiere also diese zweite Maid und erfahre von ihr,
dass sie Skrupel hat, sich bei uns vorzustellen, da sie schon von ihrer
Freundin gehört habe (der Dame, ohne Lust zu putzen), dass diese bei mir war. Deshalb
zögert sie erst, sich bei mir vorzustellen. Die
Welt der Maids ist klein!

 

Am nächsten Tag gehe ich mit zwei Müttern, die ich kennen
gelernt habe, ins Elterncafé in der
Schule. Wir sprechen über das Leben in Thailand und die eine fragt mich,
ob ich bereits eine Maid gefunden hätte. Als ich ihr von dem Vorstellungsgespräch
erzähle, berichtet sie von ihren Erfahrungen und dabei stellt sich heraus, dass
dieselbe Maid, die sich bei uns vorgestellt hatte, zuvor bei ihr gearbeitet und
dort für unglaubliche Probleme gesorgt hätte. Ständig fragte sie nach mehr
Geld: für ihren Sohn, den Neffen und den Nachbarn (angeblich). Auch die Welt der Expats ist klein!

 

Letztendlich stellt sich dann aber doch noch die zweite Maid
bei mir vor. Und diese ist mir gleich im ersten Moment sympathisch, so dass ich
sie umgehend einstelle und der anderen absage. Damit ist die Suche beendet.
Meine neue Maid kommt in einem Monat.

Wie es bei der 5-köpfigen Familie weitergeht, erfahrt ihr in 2 Wochen. Wenn ihr nichts mehr verpassen wollt, dann abonniert einfach den Newsletter.

Ihr könnt natürlich auch hier die Auswanderung der Familie von Anfang an nachlesen:

Teil 1

Teil 2

Teil 3

Teil 4

Und lebt auch ihr im Ausland und wollt über euer Leben berichten? Dann schreibt mir einfach eine E-Mail an isa (ät) larilara.de

Bis bald

eure Isa

2 Kommentare

  • Ich finde das total spannend zu lesen! Vielen Dank für diese Einblicke!

  • Vielen Dank für die Einblicke! Es ist ja wirklich als würde ich ein kleines bisschen in eine andere Welt eintauchen, wenn ich die Serie bei Dir lese!
    Liebe Grüße Katja

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